Ergebnisbericht aus den Praxiswerkstätten der Initiative QI-Digital veröffentlicht
Zwischen November 2023 und Juli 2024 fand im Rahmen von QI-Digital, einer Initiative der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) in Zusammenarbeit mit den Partnern BAM, DIN, DKE und der PTB, in vier Praxiswerkstätten ein intensiver Austausch mit über 100 Vertretenden aus der QI- und Labor-Community statt. Die abschließenden Ergebnisse des Dialogprozesses liegen nun vor.
Im Mittelpunkt der vier digital stattgefundenen Treffen stand der Erfahrungsaustausch mit Vertretenden von Prüf- und Kalibrierlaboratorien im Zusammenhang mit digitaler QI. Um ein umfassendes Stimmungsbild zu erhalten, berichteten auch Gerätehersteller, IT-Anbieter und Verbände von ihren erlebten Hürden und Herausforderungen.
Der vollständige Ergebnisbericht steht auf der Website der Initiative QI-Digital zum Download zur Verfügung.
Digitale Qualitätsinfrastruktur in Prüf- und Kalibrierlaboren – Vom Trend zum Tagesgeschäft
Das gemeinsame Ziel
Dass es innerhalb der digitalen QI-Gemeinschaft ein klares Zielbild gibt, wurde in den Austauschrunden schnell deutlich: In den nächsten fünf bis zehn Jahren ist ein weitestgehend automatisierter Laborprozess wünschenswert, der die Geschwindigkeit von Prüf- und Kalibrierverfahren erhöht. Ziel dieser Entwicklung ist es, durch die Rückverfolgbarkeit der Proben und der zu kalibrierenden Geräte bzw. Sensoren sowie durch die automatische Statusaktualisierung des Prüf- bzw. Kalibrierauftrages eine hohe Transparenz sowohl für die Laboratorien als auch für die Kunden zu gewährleisten.
Auf dem Weg zu diesem Zielbild sind sichere Schnittstellen, Übertragungswege und gemeinsame Datenräume mit granular definierten Rechten und Rollen erforderlich. Nur so kann ein vollautomatisierter Ablauf gewährleistet und ein hohes Maß an Sicherheit der verwendeten Daten vor unberechtigtem Zugriff sichergestellt werden. Insbesondere sind einheitliche Schnittstellen in der Laborwelt zur Anbindung an bestehende Systeme notwendig, damit die digitalen Werkzeuge die Laborfachkräfte durchgängig unterstützen.
Zentrale Handlungsbedarfe und Anforderungen
In den Praxiswerkstätten wurden die vier Schwerpunktfelder „Regulatorik“, „Werkzeuge / IT-Architektur“, „Netzwerke / Wissen“ und „Business-Entwicklung“ herausgearbeitet, auf die sich die wesentlichen Herausforderungen der nächsten Jahre konzentrieren und für die zentraler Handlungsbedarf formuliert wurde.
Regulatorik
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Formulierung von gültigen Vorgaben für einheitliche und offene Schnittstellen
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Einführung einer digital-kompatiblen Regulatorik, die auch international anschlussfähig ist
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Einführung allgemeinverbindlicher Standards
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Schaffung einer gemeinsamen, stringenten Semantik für digitale Verfahren und Darstellungsweisen
Werkzeuge / IT-Architektur
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Leichte Bedienbarkeit von digitalen Werkzeugen für eine breite Akzeptanz und Anwendung
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Interoperable Ausgestaltung, die Integrationen in bestehende Workflows ermöglicht
Netzwerke / Wissen
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Unterstützung des Auf- und Ausbaus von digitalem Wissen und Kompetenzen in den Laboren
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Offensive Kommunikation zu neu entwickelten Tools und der damit verbundenen Vorteile für die Labore (und deren Kundschaft)
Business-Entwicklung
- Digitalisierung bestehender Prozesse
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Entwicklung von neuen, digitalen und datenbasierten Geschäftsmodellen
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Erzeugung einer gezielten Kundennachfrage durch gezielte Information über die Vorteile einer digitalisierten QI
Handlungsempfehlungen für die digitale QI-Community
Während des Dialogprozesses zeigte sich ein erheblicher Bedarf an Information, Kompetenzausbau und Austausch innerhalb der QI- und Laborgemeinschaft. Es ist von essentieller Bedeutung, dass sowohl Laborführungskräfte als auch Labormitarbeitende und IT-Spezialistinnen und Spezialisten einen niedrigschwelligen Zugang zu Informationen und Software-Ressourcen erhalten. Durch digitale und analoge Austauschplattformen und -formate soll zudem die Vernetzung der QI- und Laborgemeinschaft gefördert werden.
Die Beantwortung zentraler technischer Fragestellungen für automatisierbare Abläufe kann nur durch einen interdisziplinären Ansatz erfolgen. Dies erfordert die Etablierung von Formaten, welche die wesentlichen Stakeholder zusammenbringen. Ein Beispiel hierfür ist die Durchführung von Co-Development-Circles, in denen die Entwicklerinnen und Entwickler direktes Feedback von den Laborfachkräften zu den von ihnen entwickelten Werkzeugen erhalten.
Weitere Handlungsempfehlungen können Sie detailliert im Ergebnisbericht nachlesen.
Ausblick
Die rege Beteiligung an den Praxiswerkstätten belegt, dass die Initiative QI-Digital als Vernetzer und Treiber von der QI-Community angenommen wird. Eine erfolgreiche und nachhaltige Digitalisierung einer gesamten Branche kann jedoch nur durch eine Zusammenarbeit und aktive Beteiligung auf allen Ebenen gewährleistet werden. Im Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen zur Unterstützung der Labore steht deshalb weiterhin der kontinuierliche Austausch im Vordergrund.
Die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses über die effektivsten Maßnahmenansätze, die eine breite Aktivierung und Befähigung der Laborwelt fördern, soll die Grundlage für die anstehende Umsetzungsphase bilden. An der Konzeptionierung wird aktuell bereits gearbeitet.
Hintergrund: Qualitätsinfrastruktur und QI-Digital
QI-Digital ist eine gemeinsame Initiative der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS), des Deutschen Instituts für Normung (DIN), der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) sowie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).
Zusammen mit Partnern aus der Industrie, Konformitätsbewertungsbranche und der Wissenschaft erarbeiten die fünf Institutionen praxisnahe Lösungen für eine moderne, agile und digitale QI. Ziel ist es, etablierte Strukturen und Prozesse der Qualitätssicherung zu digitalisieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft langfristig zu sichern. Unterstützt wird die Initiative vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Weitere Informationen
Susanne Kuch, M.A.
Referentin für Digitalisierungspolitik in der Qualitätsinfrastruktur | Stabsbereich Akkreditierungsgovernance, Forschung und Innovation