Beschluss zu Multi-Site-Zertifizierungen auf der Grundlage von stichprobenartigen Überprüfungen

„Multi-Site-Zertifizierungen“ sind Zertifizierungen, die mehrere Standorte eines Unternehmens, einer Unternehmensgruppe oder einem Verbund von Einzelunternehmen umfassen. Die Anforderungen an eine Multi-Site-Zertifizierung auf der Grundlage von stichprobenartigen Überprüfungen sind an international abgestimmte Bedingungen geknüpft und im verbindlichen Dokument IAF MD 1:2007 (übersetzt im DAkkS-Dokument 71 SD 6 013) zusammengefasst. Aus der Akkreditierungspraxis heraus hat sich jedoch die Notwendigkeit ergeben, die korrekte Auslegung der Anforderungen im IAF-Dokument durch einen Beschluss des zuständigen Sektorkomitees der DAkkS (SK-M) zu konkretisieren.

Nach dem Beschluss 01/2015 „Zertifizierung von Unternehmen mit Niederlassungen“ heißt es, dass ein Verbund mehrerer einzelner voneinander unabhängiger und eigenverantwortlich agierender Organisationen, beispielsweise Arztpraxen, Apotheken oder sonstige Kleinbetriebe, die sich einer externen Organisation bedienen, um ein Managementsystem zu entwickeln, einzuführen und aufrechtzuerhalten, keine „Organisation mit mehreren Standorten“ im Sinne von IAF MD1:2007 darstellt. Deshalb kann nicht gemäß dem Stichprobenverfahren auditiert, zertifiziert und überwacht werden. Es handelt sich in diesem Fall nicht um eine Organisation mit einem „Netzwerk an lokalen Geschäftsstellen oder Zweigstellen“, sondern um einen Verbund mehrerer selbstständiger Organisationen, die jeweils einzeln zertifiziert und entsprechend (jährlich) überwacht werden müssen.

Die DAkkS weist nochmals darauf hin, dass der Beschluss für die Akkreditierungspraxis keine neuen oder zusätzlichen Forderungen an die Zertifizierungsstellen bedeutet, vielmehr handelt es sich um eine Konkretisierung der bereits formulierten Anforderungen des IAF MD 1. Aus diesem Grund bedarf es auch keiner Übergangsfrist. Der Beschluss 01/2015 ist im DAkkS Dokument 71 SD 6 039 festgeschrieben.

Von den Zertifizierungsstellen werden nun zeitnah konkrete Maßnahmen erwartet. Basis ist eine Analyse bestehender Multisite-Verfahren und die Identifikation fehlerhafter Verfahren im Hinblick auf die Erfüllung der Anforderungen aus IAF MD1:2007 und des SK-M Beschlusses 01/2015. Dies ist den betroffenen Kunden von den jeweiligen Zertifizierungsstellen zu kommunizieren. Im Anschluss ist auf Grundlage der Ergebnisse ein Maßnahmenplan zur Korrektur der Abweichungen zu erarbeiten, der entsprechend umzusetzen ist. Die Prüfung der ergriffenen Maßnahmen wird auch Gegenstand im Rahmen der Überwachungen durch die DAkkS sein.

Das Verständnis der DAkkS zur Umsetzung von „Multi-Site-Zertifizierung auf Grundlage von stichprobenartigen Überprüfungen“ wurde durch das Technical Committee des International Accreditation Forums (IAF TC) und das Certification Committee von European Accreditation (EA CC) bestätigt. Eine entsprechende Entscheidung zu einem Diskussionspapier, das die DAkkS zur abschließenden Klärung der Fragestellung eingereicht hatte, wurde bei der letzten IAF TC-Sitzung im Oktober 2015 protokolliert.