Was bewegt die Branche derzeit? Mit Blick auf diese zentrale Frage öffnete die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) vom 11. - 12. Juni die Tore der Akkreditierungskonferenz – dem bereits zum sechsten Mal stattfindenden größten Expertentreffen zu diesem Thema in Deutschland. Mehr als 350 Teilnehmer folgten der Einladung der DAkkS nach Berlin und verfolgten Vorträge zu verschiedenen Themen rund um Gegenwart und Zukunft der Akkreditierung.
Schon auf seiner Begrüßungsrede im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Vorabend der Konferenz, am 11. Juni im Berliner Wasserwerk, stellte Dr.-Ing. Stephan Finke fest: „Akkreditierung steht nicht still. Vieles verändert sich und ist in Bewegung. Damit wir unsere Dienstleistung auch unter stets verändernden Voraussetzungen machen können, braucht es den Austausch untereinander.“ Die diesjährige Akkreditierungskonferenz stellte sich diesem Anspruch und setzte auf zahlreiche Interaktions- und Dialogmöglichkeiten zwischen den Teilnehmern und mit der DAkkS. Dabei machte die DAkkS deutlich, dass sie trotz sich wandelnder Rahmenbedingungen bereit ist, so Finke „als zentrale Instanz der Qualitätsinfrastruktur eine Konstante zu bleiben, wenn es darum geht Kompetenz zu bestätigen, Qualität zu sichern und Vertrauen zu schaffen. Auf diese Aufgabe ist die DAkkS vorbereitet“.
Vorbereitet war die DAkkS im Rahmen der Konferenz im stimmungsvollen Scandic Hotel Potsdamer Platz auch auf das vielgestaltige Fachinteresse der Teilnehmer.
Zuvor ließ es sich Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, nicht nehmen, die Teilnehmer auch vom Seiten des BMWi willkommen zu heißen. In seiner kurzen Rede nutzte Herr Hirte die Gelegenheit, um auf den World Accreditation Day zu verweisen, der jährlich am 9. Juni stattfindet und in diesem Jahr unter dem Motto "delivering a safer world" begangen wurde, und stellte heraus, wie Akkreditierung die Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit von Konformitätsbewertung sicherstelle und so zu einer sicheren Welt beitrage.
Den Anfang bei den Vormittagsbeiträgen machte Prof. Dr. Joachim Hermann Ullrich, Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), mit seinem Vortrag einen Überblick über das revidierte internationale Einheitensystem Einblicke in eine wesentliche Neuerung aus dem Messwesen gab. So steht zu erwarten, dass beim 26. Treffen der Generalkonferenz für Maße und Gewichte im November 2018 aller Voraussicht nach die Revision des internationalen Einheitensystems (SI) beschlossen wird. In Zukunft sollen die Einheiten auf der Grundlage von „definierenden Konstanten“, darunter fundamentale Naturkonstanten wie die Lichtgeschwindigkeit, die Elementarladung, die Boltzmann-, Avogadro- und Planck-Konstanten, definiert werden. Prof. Ullrich stellte den Teilnehmern in seinem Überblicksvortrag den Fortschritt der Neudefinition sowie Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft vor.
Neue Rechtsgrundlagen, neue Normen, neue Prozesse – die Akkreditierungs- und Konformitätsbewertungsbranche befindet sich derzeit in sehr dynamischen Zeiten. DAkkS-Geschäftsführer Dr.-Ing. Stephan Finke legte den Fokus seines Vortrages auf aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen im Akkreditierungssektor. Dabei machte er deutlich, wie sich die DAkkS systematisch auf diese veränderten Rahmenbedingungen vorbereitet und die Gelegenheit nutzt, um bestehende Prozesse zu optimieren und neue Akkreditierungsgebiete zu etablieren.
Dr. Raoul Kirmes, Stabsstellenleiter für Geschäftsfeldentwicklung und Grundsatzfragen bei der DAkkS, bot den Teilnehmern einen ausführlichen Ausblick auf die Umsetzung des neuen risikobasierten Begutachtungskonzeptes. Die revidierte DIN EN ISO/IEC 17011:2018 fordert einen risikobasierten Ansatz für die Begutachtung / Überwachung akkreditierter Stellen. Dr. Kirmes gab den Teilnehmern einen umfassenden Einblick in den neuen Ansatz, benannte die Kriterien, die für die risikobasierte Begutachtungsplanung herangezogen werden, beschrieb das Verfahren und stellte das Übergangsszenario für das ab Juli 2018 anzuwendende Konzept vor.
Das dritte Plenum widmete sich dem Fokusthema "Akkreditierung und internationaler Marktzugang" und begann mit einem Vortrag von Dr. Thomas Holtmann, Abteilungsleiter Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit, Bundesverband der Deutschen Industrie BDI e.V., der den Teilnehmern darstellte, warum Akkreditierung einen wesentlichen Anteil daran hat, dass deutsche Unternehmen und Exporteure stets verbesserte Zugänge zu internationalen Märkten erhalten und das Qualitätsmerkmal „Made in Germany“ weltweit auch weiterhin zur Geltung bringen. Dr. Holtmann widmete sich hierbei den Instrumenten, die im Zuge der Akkreditierung dazu führen, dass die deutsche Wirtschaft im Wettkampf um Absatzmärkte profitiert - beispielsweise durch Einsparungen von kostspieligen doppelten Überprüfungen durch die gegenseitige Anerkennung von Zertifikaten und Prüfberichten oder durch Beitrage zum Abbau von technischen Handelshemmnissen sowie durch die Erleichterung des Warenverkehrs in der EU und darüber hinaus.
International blieb es auch beim Vortrag von Dr. Jörg Binding, Projektleiter Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Dieser stellte den Teilnehmern die internationalen Möglichkeiten für deutsche Konformitätsbewertungsstellen im Rahmen des Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vor. Dabei hob er hervor, dass das Projekt fachpolitische Dialoge zwischen Deutschland und Partnerländern (v. a. Brasilien, China, Indien und Mexiko unterstützt. Über den Dialog zu Normung und Standardisierung, Konformitätsbewertung und Akkreditierung sowie Marktüberwachung sollen technische Handelshemmnisse reduziert sowie Produktsicherheit und Verbraucherschutz verbessert werden. GPQI eröffnet damit auch internationale Möglichkeiten für deutsche Konformitätsbewertungsstellen.
Zum Thema „Von der DAkkS-Akkreditierung zur behördlichen Anerkennung in den USA und Kanada“ stellte Dr.-Ing. Stephan Finke, DAkkS-Geschäftsführer am Beispiel des FDA Food Safety Modernization Act (FSMA) und der amerikanischen Formaldehyd-Regulierung dar, wie auf Grundlage der DAkkS-Akkreditierung eine Anerkennung bei der US-Umweltbehörde EPA bzw. der FDA für Labore und Zertifizierungsstellen erreicht werden kann. Zudem berichtete er über die Umsetzung von CETA und erklärte den Teilnehmern wie DAkkS-Akkreditierung auch für kleine Labore kostengünstig in den USA und Kanada den Marktzugang in regulierte Bereichen ermöglicht.
Die Nachmittagsforen
In den drei parallel stattfindenden Nachmittagsforen standen der Austausch und die Vertiefung in verschiedenen Bereichen der Akkreditierung im Mittelpunkt.
Teilnehmer des Forum 1 bekamen einen umfassenden Einblick in aktuelle Fragestellungen zu Akkreditierungen in der sich rasant entwickelnden Digitalbranche. Nicht fehlen durften dabei auch die über die Akkreditierungsbranche hinaus breit diskutierten Themen wie Cybersecurity und EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Im Forum 2 diskutierten die Teilnehmer neue Entwicklungen und Herausforderungen der Akkreditierung im Kalibrierwesen. Themen dabei waren unter anderem der digitale Kalibrierschein oder die Ergebnisse der metrologischen Rückführungspolitik der DAkkS.
Forum 3 setzte einen klaren Fokus auf ein zentrales Thema der Akkreditierung im Laborbereich: Die neue DIN EN ISO/IEC 17025:2018. Dazu wurde das Thema aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet und diskutiert.
Nach dem offiziellen Programm nutzten die zahlreichen Teilnehmer das weitere Dialogangebot außerhalb der Vortragsräume. Die DAkkS zieht ein positives Fazit aus der Veranstaltung, die auch für die Akkreditierungsstelle reich an Impulsen war.
„Die Akkreditierungskonferenz 2018 war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Das zeigen uns auch die vielen positiven Rückmeldungen aus dem Teilnehmerkreis. Vor allem der Austausch untereinander und die konstruktive fachliche Diskussion miteinander waren aus unserer Sicht eine Bereicherung, die gerade mit Blick auf alles, was für uns in Zukunft als Akkreditierungsstelle noch ansteht, hilfreich sein wird“, so das Resümee von DAkkS-Geschäftsführer Dr. Stephan Finke.